Ich war an diesem Wochenende in Düsseldorf, wo die European Web Video Academy den Deutschen Webvideopreis verliehen hat. Es sollte also die ganze Bandbreite der Webvideos im deutschsprachigen Raum zu sehen geben – und die Besten™ sollten einen Preis mit nach Hause nehmen können. So weit, so gut.
YEAH!
Umrahmt wurde das ganze von einem Barcamp, einem Fantreffen mit den “Youtube-Stars”, der Aftershow-Party mit gemeinschaftlichen Fußballschauen und dem Katerfrühstück mit Nominierten & PreisträgerInnen – runde Sache!
[Update: @mrtopf hat einen guten Rückblick auf das Videocamp veröffentlicht.]
Viele Aspekte der Show und des Webvideopreis-Konzeptes sind super gelaufen und haben mir gut gefallen – die 3D-Animation des Logos, die Videos, die Gala-Location Kapitol-Theater. Besonders schönes Detail für die besonders junge Zielgruppe: die Teilnahme war komplett kostenfrei (wobei ich mir sicher bin, dass ein Teil der Besucher sehr wohl fähig & willens gewesen wären, Eintritt zu zahlen).
Ich habe tolle Menschen kennengelernt, unter anderem den Opernsänger August Schram, der mit seiner großartigen Inszenierung den Preis in der Kategorie “EPIC” gewonnen hat – und der hoffentlich dann auch zur #rp14 kommt. [Update: Von ihm gibt’s jetzt auch einen Blogpost.]
Außerdem Entdeckung des Abends: Soul Soda, die neue Hackerbrause mit Minzgeschmack wurde beim Webvideopreis zum ersten Mal am Publikum getestet und ist bei mir so gut angekommen, dass ich von den Erfindern direkt noch 2 Flaschen für hackerbrause.org bekommen habe. Ich mag Minze sehr, aber die LimoEnergydrink könnte vielleicht noch ein wenig zitroniger oder etwas weniger süß sein – ich würde da gern Variationen durchtesten… Ist jedenfalls eine schöne Abwechslung unter den koffeinhaltigen Getränken, die man gut mit Alkohol mixen kann.
[Update: Es sind übrigens 32mg Koffein auf 100ml, also so viel wie bei Energydrinks. Außerdem hab ich mal nachfragt: Sobald sie neue Flaschen abgefüllt haben, kommen die Jungs damit nach Berlin und wir können eine Verkostung in der c-base machen… Dauert aber noch ein paar Wochen.]
Kuration – OMG!
Die Preisträger wurden – wie bei jeder Preisverleihung – schon ausreichend abgehandelt: gute Zusammenfassungen bieten Eike Kühl im Netzfilmblog von Zeit Online und Daniel Fiene (den ich endlich mal kennenlernen konnte) im Hyperland-Blog des ZDF. Daher gleich zu meinem Hauptinteresse: Auswahl der Nominierungen & Preisträger sowie die Dramaturgie der Veranstaltung:
Klar: das Championsleague-Finale hat den Veranstaltern einen großen Strich durch die Rechnung gemacht. Sie haben die Entscheidung getroffen, die Gala in nur 90 Minuten über die Bühne zu bringen, damit im Anschluss alle rechtzitig zum Anpfiff in der Location der Aftershowparty sein konnten, hatten wenig Zeit für Rahmenprogramm und es gab auch keine Pause. Mehr von der angekündigten Publikumsinteraktion und ein wenig ausführlichere und engagiertere Laudationes hätte ich mir trotzdem gewünscht (und nein, nicht so wie Cerno Jobatey…). Kleine Elemente, wie die Jury zu Beginn auf die Bühne zu holen, und das Organisationsteam zum Schluss, hätten auch viel für den Charme der Veranstaltung getan. Aber vielleicht ist meine Aufmerksamkeitsspanne auch einfach zu groß… In einer idealen Welt hätten wir also das Spiel einfach im Kapitol gesehen & dort dann auch die Abschlussparty gehabt. Aber hätte, hätte…
Kurz zum Konzept: Der Webvideopreis wurde in 13 Kategorien verliehen, die größtenteils Namen wie LOL, Cute, FYI, OMG oder Epic trugen. Jeder durfte Videos einreichen und dann auch die bestenmeistgeschauten Videos durch “Sharen” in Sozialen Netzwerken abstimmen. Die Verbreitung im Netz floss mit 50% in die Bewertung ein, die andere Hälfte bestimmte die Jury der Academy. Insgesamt wurden 4.000 Videos eingereicht – von denen dann über 60 in die engere Wertung kamen. Ein wahres OMG!
Das ist natürlich eine wahnsinnige Arbeit und die höchstmögliche Einbeziehung der Community ist sehr wichtig für den Preis – aber ein paar Dinge würde ich trotzdem anders machen:
Die Kategorisierung sollte die Jury vornehmen, denn sie kennen am Ende wirklich alle Nominierten und können sie sinnvoller clustern. Denn was in der Kategorie “CUTE” noch relativ einfach ist, ist bei Kategorien wie FYI oder OMG ziemlich schräg gelaufen: Lustige Klavierstunden in Konkurrenz zu hochpolitischen Formaten, eine Orchesteraufführung direkt in Konkurrenz zu einem Video zum Thema Kindesmissbrauch…
Außerdem könnte es sinnvoll sein, weitere bzw, andere Kategorien zu bilden: die einzelnen Amateurvideos sind zwischen den professionellerem Produktionen etwas untergegangen – und sehr aufwändig produzierte Filme und einfache Vlogs sind auch schwierig zu vergleichen.… Genauso sind die Newsformate bei FYI etwas rausgefallen.
Und schließlich: Gibt es denn keine tollen Frauen, die Videos machen? Oder mehr Gruppen, bei denen Frauen dabei sind? Oder um es mit den Worten von Tanja Haeusler zu sagen:
Lieber #wvp13 Es war toll, aber die Frauenquote unterirdisch! Was ist denn da los?
— Tanja Haeusler (@elektrotanja) May 25, 2013
In all diesen Aspekten kann man weniger der Masse vertrauen – eine stärkere Leitung und Hervorhebung durch die Academy würde aus meiner Sicht positiv wirken.
FAIL
Unschön fand ich die Kategorie FAIL – gerade die zwei Einzelpersonen unter den Nominierten wurden vorgeführt und ausgelacht. Sie haben es wenigstens versucht und haben etwas für sie völlig Neues ausprobiert… Für einen Negativpreis nicht ideal.
FAZIT
Hierfür hat Eike Kühl in der bereits verlinkten lesenswerten Zusammenfassung bereits gute Worte gefunden. Er wünscht sich einhergehend mit der erreichten Professionalisierung der Veranstaltung, “[e]twas mehr des Esprits, den die jungen Macher vor Beginn der Gala an den Tag legten, hätte auch der eigentlichen Verleihung gut getan.” und meint:
“Am Ende bleibt der Eindruck dass der Deutsche Webvideopreis gemeinsam mit der Szene aufgewachsen ist und sich in Sachen Gästezahl, Umsetzung und Anspruch mit den anderen großen deutschen Medienpreisen messen kann. Das ist erfreulich für die deutschen Webvideo-Macher, die inzwischen eine Veranstaltung haben, die sie verdienen. Auf der anderen Seite aber wollte sie eigentlich genau das nie sein: eine gewöhnlich Szene mit einer gewöhnlichen Preisverleihung.”
Auf der anderen Seite: Erwachsen werden ist nicht einfach – und besonders viele innovative Konzepte für Preisverleihungen sind zumindest mir nicht bekannt. Vielleicht muss solch eine Gala also auch einfach “gewöhnlich” sein, damit auch die Bunte berichtet. Und aufregend sind die Webvideos ja selbst schon genug.
Ich fand es jedenfalls sehr spannend und wichtig dabei zu sein und so vielen tollen Leuten Hallo zu sagen. BTW: Zum Theme “‘Netzgemeinde’ und ‘Generation Youtube’ beschnuppern sich” hab ich grad den Blogpost von Michaela Brandl gelesen und kann die Erfahrung in vielen Punkten nachvollziehen & bestätigen. Es gibt auf jeden Fall noch eine Barriere, und Leute beschnuppern sich eher, als dass sie sich unkompliziert kennenlernen.
Danke an alle, die diesen Abend so schön gemacht haben, ganz besonderen Dank an @videopunk für die Einladung! Und Glückwunsch an alle Gewinner & Nominierten! Und falls jemand noch nicht alle ausgezeichneten Videos gesehen hat: Daniel Fiene hat sie drüben im Hyperland-Blog zusammengestellt.