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Kurzer Hinweis: “50 Prozent” von Anne Roth

Es gibt ein neues Projekt zum Thema Frauen auf Panels & Konferenzen: “50 Prozent” wurde gestern von Anne Roth veröffentlicht und angekündigt. Ziel ist, das übliche “zählen von Frauen” zusammenzutragen. Ihre Beweggründe hat sie im ersten Posting “Sie kann sprechen” zusammengefasst:

Ich zähle auch sehr oft, und habe deswegen jetzt ein eigenes Blog dafür angefangen, um die Zählereien zu dokumentieren und mit ein bisschen Material anzureichern. Wer auch ab und zu zählt und damit hier verewigt werden möchte: SEHR gern! Genauso interessiere ich mich für gute Texte, Bilder, Videos, Cartoons zum Thema.

Ein weiteres Projekt, das immer noch zu wenige kennen, ist die “Women Speaker Foundation“, eine Agentur, die tolle Speakerinnen sammelt und in einer Datenbank durchsuchbar macht. Dort kann man sich auch als Speakerin anmelden, die Idee weitertragen und selbst einen weiteren aktiven Beitrag für mehr Frauen auf Panels leisten…

(Als Mann geht das natürlich auch, zum Beispiel so: http://aprica.de/8/ein-versprechen-gegen-frauenlose-panels)

 

Ein Versprechen gegen frauenlose Panels

Die inspirierendste Enddeckung dieses Wochenende ist für mich der Blogpost des jüdischen Soziologieprofessors Shaul Kelner zu seiner “Mitzvah of Egalitarianism”. Er wird oft eingeladen, Vorlesungen zu halten und auf Konferenzen als Speaker dabei zu sein. Vor zwei Jahren gab er einer feministischen jüdischen Organisation das Versprechen, nur noch zuzusagen, wenn mindestens eine Frau mit auf dem Programm steht. Die gesellschaftliche Frage dahinter:

What message does an all-male panel send about who is valued, who is worth listening to, who has something important to contribute to a conversation?

Das Prinzip ist denkbar einfach: Immer, wenn Shaul Kelner für eine Panelteilnahme angefragt wird, fragt er die Veranstalter, wer sonst eingeladen wurde. Sollte keine Frau unter den Namen sein, erklärt er sein Versprechen:

You couldn’t find any women to teach? Look, I’d love to join the program, but I’ve made a pledge not to participate in all-male panels. And anyway, do you really want to send the message that there are no qualified women?

Spannend ist sein Eindruck, dass dieses Versprechen viel leichter von KonferenzorganisatorInnen als gutes Argument akzeptiert wird, als wenn er es nur als seine private Idee oder Wahl darstellt.

Das ist eine tolle Methode, um die Bemühungen gegen frauenlose Panels von einer weiteren Seite her zu verstärken. Und sie bekam auch direkt einiges an Resonanz. Als öfter mal Panel Besetzende helfen mir solche Initiativen, wie auch z.B. die Speakerinnen-Liste von netzfeminismus.org (davon gibt es hoffentlich bald eine Version 2.0), die vielen offenen Briefe an “frauenfreie” Konferenzen und der Angewohnheit, immer nach Ersatzvorschlägen zu fragen, wenn ich eine Absage bekomme.

Michael Seemann (@mspro) lebt das Prinzip übrigens bereits seit einigen Monaten. Umso schöner, dass es jetzt noch mal einen Impuls gibt, es zu verbreiten. Martin Oetting (@oetting) und Daniel Kruse (@dkomm) machten sich das Versprechen direkt zu eigen und nach ein paar Tweets haben wir festgestellt, dass so ein Versprechen auch im deutschsprachigen Raum Nachhall verdient und ein Blogpost/Aufruf hermuss:

Männer, wenn ihr euch also beteiligen möchtet, und versprecht, in 2013 nur noch an nicht komplett männlich besetzten Panels und Konferenzen teilzunehmen oder diese zu moderieren, verewigt Euch gern in den Kommentaren oder schreibt eigene Blogposts/Tweets/etc. darüber.

(Und genauso können sich natürlich Frauen beteiligen, die zu vermeintlichen Frauenthemen nicht mehr ohne Männer diskutieren wollen.)

 

* hat jemand Ideen für eine nicht zu hochtrabend aber auch nicht zu unwichtig klingende Übersetzung für pledge? (edit: Verpflichtung ginge auch, klingt aber in der Titelformulierung nicht so toll…)