Links zum Wochenstart

oder: Ein niedrigschwelliger Weg zurück ins Bloggen.

Hier war es überaus ruhig in den letzten zwei Monaten. Das Weltgeschehen gab zwar genug her für, aber Sonne und Strand verringerten mein Interesse, mehr als unbedingt erforderlich in meinen Rechner zu schauen und mich mit Politik zu beschäftigen. Außerdem musste ich ja Ingress spielen. ;) Jetzt nach der Sommerpause soll es hier aber wieder belebter werden. Was eignet sich dafür besser, als eine kurze Linkliste mit sehr lesenswerten Beiträgen aus der letzten Woche?

Lesen:

Hören:

Mitmachen:

  • Die C3S will eine europäische Musikverwertungsgesellschaft realisieren, und der GEMA eine faire Alternative entgegenstellen. Wenn sie das schaffen, könnte auch die deutsche GEMA-Vermutung fallen. Das kann man bei Startnext mit einem finanziellen Beitrag unterstützen: startnext.de/c3s
  • Der Call for Papers für die “Computers Privacy and Data Protection”-Konferenz, die vom 22. bis 24. Januar in Brüssel stattfindet, wurde eröffnet. Bis zum 19. Oktober können sich Datenschutz-Nerds bewerben.
  • Nicht mehr ganz so lang bleibt, um sich bei Call for Papers für den 30. Chaos Communication Congress des Chaos Computer Clubs zu bewerben. Bis zum 15. September können Vorschläge für das große Geburtstagsereignis 30C3 eingereicht werden.

Wochenendbeschäftigung: Ingress für’s iPhone [Update]

Das ganze Wochenende an der frischen Luft und die Umgebung erkunden … hat ja auch seine Vorteile. Ich habe jedenfalls endlich Ingress ausprobiert in den letzten zwei Tagen. (Allen, die Ingress noch nicht kennen, empfehle ich den Beitrag meiner Lieblings-Elektrischer Reporter-Autorin Laura Stresing: elektrischer-reporter.de/phase3/video/309/)

Ich dachte immer, es gibt gar keine iOS-Version und auf dem iPhone werde ich Ingress nie spielen können – aber eine kurze Suche später hatte ich es auch schon installiert… Sven von Gaminggadgets ist durch Caschy’s Blog auf Ingress für iOS aufmerksam geworden, und hat ein besonders tolles Detail entdeckt: man braucht nicht mal mehr einen Jailbreak, um es installieren zu können. Die Installation ist schnell erledigt:

Auf https://github.com/alex-alex/iOS-Ingress einfach bis zu “Downloads” runterscrollen und auf “Install app via OTA (visit this link from Safari on your iDevice)” klicken. Der Rest passiert automagisch… Update: Das GitHub-Repository musste leider gelöscht werden. Jetzt bekommt man die Dateien über http://ios-ingress.com oder direkt über Cydia. Bis auf weiteres kann Ingress nicht mehr ohne Jailbreak auf dem iPhone installiert werden. Bleibt mir nur zu sagen: Macht besser ein Backup vom Telefon und nehmt einen neuen Google-Account. Man kann ja nie wissen. Und natürlich: Ingress ist offiziell noch in der Beta-Phase: wenn ihr niemanden kennt, der Euch einen Invite schicken kann, bekommt man aber unter Angabe einer Google-Emailadresse offenbar relativ schnell einen Invitecode zugeschickt: www.ingress.com.

Ein Affe auf dem SpielplatzMinitestbericht: Ingress für’s iPhone ist noch ziemlich buggy, einige Funktionen der Android-App gibt es gar nicht, aber wenn man etwas geduldiger ist, und öfter mal die App neustartet, funktioniert es eigentlich ganz gut – ich hab es zumindest an diesem Wochenende geschafft, auf Level 3 zu kommen. Und es hat sehr viel Spaß gemacht! Und ich habe zB. diesen Affen entdeckt sowie endlich mal Rixdorf etwas mehr erkundet… Schön, dieses Berlin. :)

Sehr hilfreich ist übrigens die Browser-Version der Ingress-Karte, weil man dort alle Portale anschauen und suchen kann, und nicht auf die nächste Umgebung beschränkt ist.

Update v. 25.08.13: Leider läuft Ingress für iOS seit zwei Tagen nicht mehr ohne Jailbreak. Bestehende Installationen melden “You have to update app to play”. Der Entwickler schreibt auf ios-ingress.com: “OTA is not available until a way is found to sign the app. This is due to Apple removing the loop hole iOS Ingress was using to install the app.”

Wer einen Jailbreak vornehmen möchte und bisher noch nichts damit anfangen kann, sollte sich auf jeden Fall gut einlesen, denn man öfnet damit sein Telefon nicht nur für schöne Zusatzprogramme, sondern auch für Schadsoftware. Ich selbst habe vor 2-3 Jahren das letzte Mal einen gemacht, werde also in den nächsten Tagen auch mal wieder etwas genauer ins Thema reinlesen.

Weltgeschehen für fünf Brennpunkte… #occupygezi #prism

Zur Zeit ist so wahnsinnig viel los, dass ich gar nicht weiß, was ich als erstes nennen soll. Besonders akut und erschreckend sind die gewalttätigen Reaktionen auf die Proteste in Istanbul. Es gab zumindest einen Brennpunkt vor dem Tatort und immer wieder Medienaufmerksamkeit, aber das reicht natürlich nicht, um auch nur annähernd zu verstehen, was vor Ort passiert. Zum Glück gibt es dieses bedrohliche Internet, mit unzähligen Tweets, Bilder und Videos.

Teilen wollte ich mit Euch jedenfalls den Metrolaut-Podcast. Die beiden Podcaster Kalle Kornblum und John F. Nebel sind nach Istanbul gereist und machen die Geschehnisse mit ihren Berichten sehr viel nachvollziehbarer. Danke dafür! In der Vorbereitung haben sie schon einiges Material, lesenswerte Dossiers und beeindruckende Bilder zusammengetragen. Bisher gibt es vier Podcasts, die ihr hier findet: Taksim FreitagnachtGezi-Park SamstagmittagAngriff auf den Gezi-ParkTränengas und Demos überall

Alle Beiträge werden wohl auch noch mit dem Tag Istanbul-Spezial versehen. Den beiden könnt ihr unter Metronaut folgen. Zusätzlich empfehle ich sehr, Linuzifer und Zeynep Tufekci zu folgen. Zeyneps Artikel vom Anfang der Proteste hatte ich auch schon vor zwei Wochen getwittert. Außerdem hat sie noch “What do #occupygezi Protesters Want? My Observations from Gezi Park” veröffentlicht. Noch eine Audio-Empfehlung: Anne Roth hat ein Interview mit Protestierenden veröffentlicht: “We don’t want them to decide how we live” – Interview with Radyo Gezi

Hier noch ein Video aus dem Park – etwas heile Welt zwischen all den krassen Bilden:

 

In other News:

PRISM, die NSA-Leaks und die umfassende Überwachung der USA bleibt weiter im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung. Jetzt hat der Guardian den nächsten Skandal veröffentlicht: Während des G20-Treffens in London im Jahr 2009 wurden umfangreiche Daten der TeilnehmerInnen ausgespäht. Und zwar nicht etwa “nur” die der AktivistInnen und Protestierenden – sondern von den ausländischen Regierungsvertretern. Wenn das mal nicht hoffentlich endlich zu Protest und diplomatischen Reaktionen führt… Das Timing könnte jedenfalls nicht besser sein, denn genau am Montag wird Großbritannien den 39. G8-Gipfel ausrichten.

Einige der Maßnahmen waren:

  • Setting up internet cafes where they used an email interception programme and key-logging software to spy on delegates’ use of computers;
  • Penetrating the security on delegates’ BlackBerrys to monitor their email messages and phone calls;
  • Supplying 45 analysts with a live round-the-clock summary of who was phoning who at the summit;
  • Targeting the Turkish finance minister and possibly 15 others in his party;
  • Receiving reports from an NSA attempt to eavesdrop on the Russian leader, Dmitry Medvedev, as his phone calls passed through satellite links to Moscow.

weiterlesen…

Noch eine andere Sache:

PRISM wird auch das maßgebliche Thema der medialen Begleitung des Besuchs von Obama am Dienstag in Berlin und seiner Rede am Brandenburger Tor sein. Dafür ist zum Beispiel eine Kundgebung sowie eine Demo am Vorabend (PDF) geplant – und alle sind herzlich eingeladen, mitzumachen:

Und um Obama zu zeigen, wie doppelplusgut wir es finden, dass er weltweit Internetnutzer ausspionieren lässt, veranstalten wir am Dienstag, den 18. Juni um 13 Uhr eine kleine Kundgebung am Checkpoint Charliein Berlin (U6 Kochstraße/U2 Mohrenstraße).

 

ObloneUnter dem Motto “Yes, we scan” wollen wir dem US-Geheimdienst NSA dabei helfen, möglichst viele Daten unbescholtener Passanten zu erheben. Bringt alle Euer Überwachungsequipment mit (Mikrofone, Kopfhörer, Kameras etc), und natürlich ist auch Geheimagentenverkleidung gerne gesehen! Werdet erfinderisch, damit wir noch besser in die Privatsphäre unserer Mitbürger schnüffeln können als die Profis aus den USA!

Wie im Scifi: Obama Is Checking Your Mail & andere Linktipps

Donnerstag Abend habe ich lange gelesen. Cory Doctorows Homeland hat mich einfach nicht losgelassen. Als ich das Buch fertig hatte, tauchte auf einmal PRISM in meiner Twitter-Timeline auf. Krass, wie schnell Geschichten aus Überwachungsdystopien & Dinge, von denen wir schon immer wussten, dass sie existieren, auf einmal zu großen Schlagzeilen werden und zumindest in der englischsprachigen breiten Masse Mainstreamgesellschaft naja, zumindest bei allen, die Zeitung lesen ankommen. Die Realitäten, vor denen wir Aktivisten gegen Überwachung immer gewarnt haben, sind jetzt endlich auch in der Wikipedia zitierter und können nicht mehr als Verschwörungstheorien abgetan werden – trotzdem mag ich das “told you so” nicht, das ich in dem Kontext ab und zu gelesen habe. Das bringt uns im Zweifelsfall nicht weiter.

Jedenfalls: Da das ganze Thema so wichtig ist, hier einige Links als Lesetipps (und weiter unten noch ein paar andere Texte der Woche):

Zur Bedeutung für unsere europäische und deutsche politische Debatte:

Eine sehr umfassende Linksammlung zu den NSAleaks bietet der AK Vorrat in seinem Wiki – und freut sich über Unterstützung, falls noch etwas fehlt.

Und ein paar andere Themen, die ich in der letzten Woche interessant und lesenswert fand:

Audioblogging-Experiment zum Mitmachen

Heute habe ich einen Tipp für alle, die wie ich immer etwas herausgefordert sind, wenn es darum geht, mehr Gedanken ins Blog zu schreiben – aber auch einfach eine tolle Info für alle, die sich für Audio im Netz interessieren: Audiobloggen als kleine Schwester des Podcastens.

Ein altes Radio

Nicht umsonst ist eine der wichtigen Funktionen der Iron Blogger für mich und andere (Horax hat diese “Ladehemmung” im Rahmen der Diskussion um die Iron Blogger ganz treffend zusammengefasst), das gegenseitige Motivieren, zumindest ein Mal pro Woche zu Bloggen und sich Gedanken darüber zu machen, was man im eigenen Blog publizieren möchte. Ohne die Motivation würde ich wohl außerdem nur einen vollen Entwürfeordner produzieren oder eben doch wieder alle interessanten Gedanken oder Fundstücke nur per Twitter oder app.net verbreiten.

Trotzdem: Das ist ja nur ein Beitrag pro Woche und manchmal nehme ich mir vor, auch zu aktuellen Themen zu bloggen. Aber oft hab ich zu wenig Zeit oder es erscheint mir zu mühsam wegen eines Gedankens gleich einen Blogtext zu schreiben. Formulieren, redigieren, verlinken, ein tolles Bild finden – das ist alles nicht innerhalb von 10 Minuten erledigt… Und viele Dinge sind auch nur für kurze Zeit relevant – und müssen nicht unbedingt für immer schriftlich nachvollziehbar sein. Gleichzeitig ist Twitter und überhaupt Text so beschränkt – Ironie/Sarkasmus/$Emotionen werden oft nicht richtig transportiert usw.

Dafür ist Audio besonders spannend – und einfach in dieses Internet reinzusprechen fasziniert mich spätestens nach der Podcasterfahrung beim WMR. Es passt für manche Anwendungsfelder einfach gut und es lohnt sich, sich mehr damit zu beschäftigen. Gleichzeitig schrecke ich davor zurück, weil es doch technisch ganz schön anspruchsvoll ist. (Holgi hat das mal für Anfänger zusammengefasst.) Aber das ändert sich zum Glück zumindest für den Teil, der nicht die benötigte Hardware betrifft:

Falls noch nicht geschehen, schaut Euch unbedingt mal den re:publica-Vortrag von Tim Pritlove an. Das hab ich am Wochenende endlich gemacht und bin recht beeindruckt von den vielen Weiterentwicklungen, die Projekte wie Podlove und Auphonic für Audioinhalte im Netz jetzt schon realisiert haben – und hoffe, dass bald noch mehr Elemente des “universellen Radios” umgesetzt werden.

Deswegen freue ich mich über die Initiative von Christian Bednarek, dem Betreiber von Hörsuppe.de: Er möchte mehr Menschen dazu einladen, Audioblogging anzufangen, und zwar “out of the box” als Angebot für alle, die sich die technische Infrastruktur nicht sofort zutrauen. Das heißt: Er setzt die technische Infrastruktur auf, kümmert sich um Server usw. und die geneigten Audioblogger müssen nur noch in die Auphonic-App ihres Smartphones sprechen. Der Rest – von Audiobearbeitung bis zur Veröffentlichung geht dann “automagisch”. Super Sache! Ich habe auch direkt nach einer einfach verständlichen Anleitung gefragt, damit Leute, die versuchen möchten, das selbst zu basteln, einen guten Startpunkt geliefert bekommen. Nichts ist so hilfreich, wie Hilfe zur Selbsthilfe.

Bleibt mir nur zu sagen: lest hier weiter & meldet Euch bei Christian, wenn ihr mitmachen wollt. Es lohnt sich bestimmt…

http://hoersuppe.de/2013/05/31/audioblogging-ein-experiment/

 

Foto: cc by-nc Dylan Snow.

Webvideopreis 2013: YEAH, OMG & FAIL! [mit Updates]

Die Location des Deutschen Webvideo Preises: Das Capitol in Düsseldorf

Das Capitol in Düsseldorf

Ich war an diesem Wochenende in Düsseldorf, wo die European Web Video Academy den Deutschen Webvideopreis verliehen hat. Es sollte also die ganze Bandbreite der Webvideos im deutschsprachigen Raum zu sehen geben – und die Besten™ sollten einen Preis mit nach Hause nehmen können. So weit, so gut.

YEAH!

Umrahmt wurde das ganze von einem Barcamp, einem Fantreffen mit den “Youtube-Stars”, der Aftershow-Party mit gemeinschaftlichen Fußballschauen und dem Katerfrühstück mit Nominierten & PreisträgerInnen – runde Sache!
[Update: @mrtopf hat einen guten Rückblick auf das Videocamp veröffentlicht.]

Viele Aspekte der Show und des Webvideopreis-Konzeptes sind super gelaufen und haben mir gut gefallen – die 3D-Animation des Logos, die Videos, die Gala-Location Kapitol-Theater. Besonders schönes Detail für die besonders junge Zielgruppe: die Teilnahme war komplett kostenfrei (wobei ich mir sicher bin, dass ein Teil der Besucher sehr wohl fähig & willens gewesen wären, Eintritt zu zahlen).

Ich habe tolle Menschen kennengelernt, unter anderem den Opernsänger August Schram, der mit seiner großartigen Inszenierung den Preis in der Kategorie “EPIC” gewonnen hat – und der hoffentlich dann auch zur #rp14 kommt. [Update: Von ihm gibt’s jetzt auch einen Blogpost.]

Soul Soda – war zunächst exklusiv beim Webvideopreis zu bekommen.

Soul Soda – exklusiv für den Webvideopreis

Außerdem Entdeckung des Abends: Soul Soda, die neue Hackerbrause mit Minzgeschmack wurde beim Webvideopreis zum ersten Mal am Publikum getestet und ist bei mir so gut angekommen, dass ich von den Erfindern direkt noch 2 Flaschen für hackerbrause.org bekommen habe. Ich mag Minze sehr, aber die LimoEnergydrink könnte vielleicht noch ein wenig zitroniger oder etwas weniger süß sein – ich würde da gern Variationen durchtesten… Ist jedenfalls eine schöne Abwechslung unter den koffeinhaltigen Getränken, die man gut mit Alkohol mixen kann.

[Update: Es sind übrigens 32mg Koffein auf 100ml, also so viel wie bei Energydrinks. Außerdem hab ich mal nachfragt: Sobald sie neue Flaschen abgefüllt haben, kommen die Jungs damit nach Berlin und wir können eine Verkostung in der c-base machen… Dauert aber noch ein paar Wochen.]

Kuration – OMG!

Die Preisträger wurden – wie bei jeder Preisverleihung – schon ausreichend abgehandelt: gute Zusammenfassungen bieten Eike Kühl im Netzfilmblog von Zeit Online und Daniel Fiene (den ich endlich mal kennenlernen konnte) im Hyperland-Blog des ZDF. Daher gleich zu meinem Hauptinteresse: Auswahl der Nominierungen & Preisträger sowie die Dramaturgie der Veranstaltung:

Klar: das Championsleague-Finale hat den Veranstaltern einen großen Strich durch die Rechnung gemacht. Sie haben die Entscheidung getroffen, die Gala in nur 90 Minuten über die Bühne zu bringen, damit im Anschluss alle rechtzitig zum Anpfiff in der Location der Aftershowparty sein konnten, hatten wenig Zeit für Rahmenprogramm und es gab auch keine Pause. Mehr von der angekündigten Publikumsinteraktion und ein wenig ausführlichere und engagiertere Laudationes hätte ich mir trotzdem gewünscht (und nein, nicht so wie Cerno Jobatey…). Kleine Elemente, wie die Jury zu Beginn auf die Bühne zu holen, und das Organisationsteam zum Schluss, hätten auch viel für den Charme der Veranstaltung getan. Aber vielleicht ist meine Aufmerksamkeitsspanne auch einfach zu groß… In einer idealen Welt hätten wir also das Spiel einfach im Kapitol gesehen & dort dann auch die Abschlussparty gehabt. Aber hätte, hätte…

Kurz zum Konzept: Der Webvideopreis wurde in 13 Kategorien verliehen, die größtenteils Namen wie LOL, Cute, FYI, OMG oder Epic trugen. Jeder durfte Videos einreichen und dann auch die bestenmeistgeschauten Videos durch “Sharen” in Sozialen Netzwerken abstimmen. Die Verbreitung im Netz floss mit 50% in die Bewertung ein, die andere Hälfte bestimmte die Jury der Academy. Insgesamt wurden 4.000 Videos eingereicht – von denen dann über 60 in die engere Wertung kamen. Ein wahres OMG!

Das ist natürlich eine wahnsinnige Arbeit und die höchstmögliche Einbeziehung der Community ist sehr wichtig für den Preis – aber ein paar Dinge würde ich trotzdem anders machen:

Die Kategorisierung sollte die Jury vornehmen, denn sie kennen am Ende wirklich alle Nominierten und können sie sinnvoller clustern. Denn was in der Kategorie “CUTE” noch relativ einfach ist, ist bei Kategorien wie FYI oder OMG ziemlich schräg gelaufen: Lustige Klavierstunden in Konkurrenz zu hochpolitischen Formaten, eine Orchesteraufführung direkt in Konkurrenz zu einem Video zum Thema Kindesmissbrauch…

Außerdem könnte es sinnvoll sein, weitere bzw, andere Kategorien zu bilden: die einzelnen Amateurvideos sind zwischen den professionellerem Produktionen etwas untergegangen – und sehr aufwändig produzierte Filme und einfache Vlogs sind auch schwierig zu vergleichen.… Genauso sind die Newsformate bei FYI etwas rausgefallen.

Und schließlich: Gibt es denn keine tollen Frauen, die Videos machen? Oder mehr Gruppen, bei denen Frauen dabei sind? Oder um es mit den Worten von Tanja Haeusler zu sagen:

In all diesen Aspekten kann man weniger der Masse vertrauen – eine stärkere Leitung und Hervorhebung durch die Academy würde aus meiner Sicht positiv wirken.

FAIL

Unschön fand ich die Kategorie FAIL – gerade die zwei Einzelpersonen unter den Nominierten wurden vorgeführt und ausgelacht. Sie haben es wenigstens versucht und haben etwas für sie völlig Neues ausprobiert… Für einen Negativpreis nicht ideal.

FAZIT

Hierfür hat Eike Kühl in der bereits verlinkten lesenswerten Zusammenfassung bereits gute Worte gefunden. Er wünscht sich einhergehend mit der erreichten Professionalisierung der Veranstaltung, “[e]twas mehr des Esprits, den die jungen Macher vor Beginn der Gala an den Tag legten, hätte auch der eigentlichen Verleihung gut getan.” und meint:

“Am Ende bleibt der Eindruck dass der Deutsche Webvideopreis gemeinsam mit der Szene aufgewachsen ist und sich in Sachen Gästezahl, Umsetzung und Anspruch mit den anderen großen deutschen Medienpreisen messen kann. Das ist erfreulich für die deutschen Webvideo-Macher, die inzwischen eine Veranstaltung haben, die sie verdienen. Auf der anderen Seite aber wollte sie eigentlich genau das nie sein: eine gewöhnlich Szene mit einer gewöhnlichen Preisverleihung.”

Auf der anderen Seite: Erwachsen werden ist nicht einfach – und besonders viele innovative Konzepte für Preisverleihungen sind zumindest mir nicht bekannt. Vielleicht muss solch eine Gala also auch einfach “gewöhnlich” sein, damit auch die Bunte berichtet. Und aufregend sind die Webvideos ja selbst schon genug.

Ich fand es jedenfalls sehr spannend und wichtig dabei zu sein und so vielen tollen Leuten Hallo zu sagen. BTW: Zum Theme “‘Netzgemeinde’ und ‘Generation Youtube’ beschnuppern sich” hab ich grad den Blogpost von Michaela Brandl gelesen und kann die Erfahrung in vielen Punkten nachvollziehen & bestätigen. Es gibt auf jeden Fall noch eine Barriere, und Leute beschnuppern sich eher, als dass sie sich unkompliziert kennenlernen.

Danke an alle, die diesen Abend so schön gemacht haben, ganz besonderen Dank an @videopunk für die Einladung! Und Glückwunsch an alle Gewinner & Nominierten! Und falls jemand noch nicht alle ausgezeichneten Videos gesehen hat: Daniel Fiene hat sie drüben im Hyperland-Blog zusammengestellt.

Alle GewinnerInnen des Deutschen Webvideopreises 2013

Alle GewinnerInnen des Deutschen Webvideopreises 2013

Feiertagslektüre: Wie Detroit grassroots neues Wirtschaften realisiert

Weil das Wetter so schön ist und ich so viel anderes zu tun habe, gibt es heute nur einen kurzen Linktipp, dafür aber mit einem Stück besonders interessanter und inspirierender Feiertagslektüre.

Lu Yen Roloff berichtet für die enorm (die ich im übrigen allen ans Herz lege) von sozialen Unternehmungen, vielen kleinen und lokalen Initiativen, die in Detroit ein herausragendes Phänomen sind und gemeinsam die Stadt wieder aufbauen, da Detroit als eine der Schwerindustriestädte der USA besonders stark unter der Krise zu leiden hatte. Veronica Scott, Designerin und eine der sozialen Unternehmerinnen vor Ort, beschreibt das sehr schön:

Wir sind der wilde Westen der Kreativität. Wir nehmen uns die verfallenen Gebäude und das vernachlässigte Land und machen es zu dem, was wir wollen. Das Einzigartige: Woanders gründen Uniabsolventen Tech-Startups – wir in Detroit gründen Nonprofits und soziale Unternehmen. Es gibt Hunderte, die das so machen.

Viele der aufgeführten Beispiele umfassen freiwillige Mitarbeit der Community, das Erschließen von Brachen zum Gemüseanbau oder Recycling von einfach allem – angefangen bei Abrissreifen Holzhäusern bis hin zu alten Autoreifen. Aber nicht nur Freiwilligenarbeit – auch konkrete, nach außen gerichtete Geschäftsmodelle sind dabei:

Veronica Scott bildet in ihrer Non-Profit-Firma obdachlose Mütter zu Näherinnen aus und stellt sie nach drei Monaten zum Stundenlohn von zehn Dollar an. Die Firma hilft den ehemaligen Heimbewohnern auch, eigene Häuser zu mieten und organisiert mit Hilfe von befreundeten NGOs die komplette Einrichtung. Schon nach dem ersten Jahr lebten die ersten drei Frauen wieder mit ihren Familien zusammen. Die 150 Mäntel, die die Frauen im Monat produzieren, verschenkt Scott an Obdachlosenorganisationen. Noch finanziert sich das Unternehmen durch Geld- und Sachspenden – unter anderem stammt das Futtermaterial aus recycelten Abfällen der Autoproduktion von General Motors.

Doch bald sollen nach einem “Buy one, give one”-Modell hippe Großstädter ihre Wintermäntel kaufen und damit je einen Obdachlosenmantel mitfinanzieren.

mehr lesen…

 

In jedem Fall lohnt sich die Lektüre – und natürlich das Reinschnuppern in die Leseprobe der entsprechenden enorm-Ausgabe (PDF).

Und für alle, die lieber am Anfang beginnen:

Detroit als Gesellschaftslabor: Willkommen in Reformmotor City!

Detroit liegt am Boden – und rappelt sich wieder auf: In der ehemaligen Automobil-Metropole versuchen sich die Menschen mit frischen Ideen eine neue Lebensgrundlage zu erschließen. Sie basteln an einer Wirtschaft, in der es um mehr geht als um Profit und PS.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/detroit-menschen-erarbeiten-sich-neue-lebensgrundlagen-a-898789.html

#rp13 und der Maulwurf

In den Visualisierungen auf der re:publica (made by fabulous 10hoch16) gibt es so unheimlich viele Großartiges zu entdecken. Mein persönliches Highlight heute: Der Kleine Wikileaks-Maulwurf! Ein Held meiner Kindheit:

Der Kleine Wikileaks-Maulwurf

Ich freue mich schon auf Eure Entdeckungen, wenn die re:publica morgen auch endlich für alle TeilnehmerInnen geöffnet ist.

Kurzer Hinweis: “50 Prozent” von Anne Roth

Es gibt ein neues Projekt zum Thema Frauen auf Panels & Konferenzen: “50 Prozent” wurde gestern von Anne Roth veröffentlicht und angekündigt. Ziel ist, das übliche “zählen von Frauen” zusammenzutragen. Ihre Beweggründe hat sie im ersten Posting “Sie kann sprechen” zusammengefasst:

Ich zähle auch sehr oft, und habe deswegen jetzt ein eigenes Blog dafür angefangen, um die Zählereien zu dokumentieren und mit ein bisschen Material anzureichern. Wer auch ab und zu zählt und damit hier verewigt werden möchte: SEHR gern! Genauso interessiere ich mich für gute Texte, Bilder, Videos, Cartoons zum Thema.

Ein weiteres Projekt, das immer noch zu wenige kennen, ist die “Women Speaker Foundation“, eine Agentur, die tolle Speakerinnen sammelt und in einer Datenbank durchsuchbar macht. Dort kann man sich auch als Speakerin anmelden, die Idee weitertragen und selbst einen weiteren aktiven Beitrag für mehr Frauen auf Panels leisten…

(Als Mann geht das natürlich auch, zum Beispiel so: http://aprica.de/8/ein-versprechen-gegen-frauenlose-panels)

 

Digital Media Women & “Frauen der re:publica”

Diese Woche ist ein kleines Interview mit mir bei den Digital Media Women (DMW) erschienen. Sie sind einer der Medienpartner der diesjährigen re:publica und versuchen alle der vielen tollen Frauen in unserem Team kurz vorzustellen. Nach einen Auftaktinterview mit Tanja Haeusler, haben sie außerdem bereits Katharina Meyer vorgestellt, die uns in der Programmplanung unterstützt.

Die DMW sind dabei nicht einfach ein Online-Portal oder -Magazin, sondern vor allem ein Netzwerk, das es sehr gut schafft, relevante Verbindungen zwischen Frauen im Digitalbereich herzustellen, und sich für eine stärkere Sichtbarkeit von Frauen einzusetzen. Bewusst  wahrgenommen habe ich sie übrigens erst letztes Jahr vor der re:publica, weil sie dort die Ausweitung ihres Netzwerks nach Berlin bekannt gegeben haben. Im Nachgang sind sie offenbar auch noch in weitere Städte expandiert, zumindest zählen sie mittlerweile auch München und Köln auf ihrer Website auf. Wenn man in keiner der vier Städte wohnt, kann man aber trotzdem mitmachen: es gibt eine Mixxt-Community, bei der man sich einfach anmelden kann. Super Sache, dieses Vernetzen. :)

Im Programm gibt es in diesem Jahr auch wieder Frauennetzwerke, die sich dieses Mal aber vor allem mit dem gemeinsamen Programmieren beschäftigen: “Rückt mal ein Stück! Die Androidinnen kommen!” und “Du nennst es Programmieren, ich nenne es Rock ‘n’ Roll. Über weibliche Programmierer-Netzwerke.” Schöne Ideen, für die es sicher ebenfalls Interessentinnen in anderen Städten gibt.

 

Hier für mein Archiv noch der Blogpost dazu von den Digital Media Women:

Die re:publica in Berlin hat sich vom einstigen Bloggertreffen zu einer festen Institution der europäischen digitalen Gesellschaft entwickelt. Vom 6. bis 8. Mai werden bis zu 5.000 Besucher und etwa 350 SprecherInnen aus über 30 Ländern erwartet. Das Team der re:publica besteht zu einem großen Anteil an Frauen und da eines unser Ziele ist, die Sichtbarkeit von Frauen in der Digitalbranche zu erhöhen, freuen wir uns euch nach Katharina Mayer nun Sandra Mamitzsch vorzustellen:

Ich heiße Sandra Mamitzsch

Auf Twitter findet man mich unter @aprica

Ich blogge unter aprica.de | notizblog

Mein Job im normalen Leben… You’d be surprised: Das ist normales Leben… Nach der letzten re:publica, also zwischen Juli und November, war ich Assistenz der Geschäftsführung bei newthinking, der Firma, die die re:publica mitgegründet hat. Nebenbei berate, organisiere und kuratiere ich unter anderem freiberuflich Konferenzen, Veranstaltungen und Kampagnen.

Mein Highlight bei der #rp13: Ich bin ja in den letzten Monaten im Gespräch mit all den tollen Menschen, die wir eingeladen und aus dem Call for Papers ausgewählt haben. Ehrlich: Es gibt im Programm nichts, was ich mir nicht gern anschauen würde. Besonders freue ich mich über einige Schwerpunktthemen, die wir in diesem Jahr einbringen: Alles rund um Arbeit und die Frage, wie wir leben wollen, zum Beispiel.

Das schönste Erlebnis bislang mit der #rp: Ich verbinde mit der re:publica so viel wahnsinnig positive Energie! Die Abschlussfeier im letzten Jahr zum Beispiel: Als wir alle auf dem Innenhof der Station waren, wir als Team mit den TeilnehmerInnen feiern konnten und auf einmal alle zum „Bohemian Rapsody“ singen zusammengerufen wurden – einfach eine magische Atmosphäre.

Nach der #rp13 werde ich als erstes… lange ausschlafen, in die Sauna gehen und meine Tasche für einen Ausflug nach Spanien packen.